Vom Friseurstuhl zum Verkaufstresen mit 56 Jahren

Sylke Täubl findet mit 56 Jahren ihren neuen Weg

Bad Pyrmont - 37 Jahre lang war Sylke Täubl mit Herz und Schere Friseurin. Dann kam der Bruch: Neuropathie in den Beinen, Arthrose in Händen und Hüften – Schmerzen, die nicht nur den Körper, sondern auch die Seele belasteten. Ihre Diagnose: nicht mehr voll erwerbsfähig. Die Folge: Depressionen, Angststörungen, ein Leben im Stillstand. Doch die Staufenbergerin wollte nicht aufgeben.

In einer medizinischen Reha wurde klar: Zurück in den alten Beruf geht nicht mehr. Doch was nun? Die Rentenversicherung bot ihr eine berufliche Reha im Berufsförderungswerk Bad Pyrmont an – eine Chance, die sie im vergangenen Jahr mutig ergriff. Vier Wochen lang stellte sie sich im Assessment den Fragen: Was kann ich noch? Was geht nicht mehr? Die Antwort: Viel mehr, als sie dachte.

Sechs Monate Integrationsmaßnahme - und ein neuer Lebensweg begann

Für die gelernte Friseurin folgte die INN3 Maßnahme am Standort Bad Pyrmont. Anfangs war die 56-Jährige skeptisch, wollte mit dem Friseurhandwerk nichts mehr zu tun haben. Doch das zugehörige Praktikum in einem Geschäft für Friseurbedarf öffnete ihr jedoch die Augen: „Ich habe gemerkt, wie vielfältig diese Arbeit ist – und wie viel Spaß sie macht.“ Dank des engagierten Teams der INN-tegrativ konnte sie die Integrationsmaßnahme um drei Monate verlängern und bekam noch währenddessen ein Jobangebot von ihrem Praktikumsbetrieb, das sie sofort annahm.

Arbeit mit Freude, Stolz und Perspektive

Seit Februar 2025 arbeitet sie als Verkäuferin bei der Gebrüder Klose GmbH in Kassel: Vier Stunden täglich, flexibel im Früh- oder Spätdienst und einmal im Monat auch samstags. Sie berät, kassiert, packt Bestellungen, räumt Waren ein – eine gesunde Mischung aus Sitzen, Stehen und Laufen. „Ich liebe die Abwechslung und das Miteinander im Team. Mein Arbeitgeber ist super – wir helfen uns gegenseitig.“

Und diese Freude beruht auf Gegenseitigkeit. „Da Sylke Täubl gelernte Friseurin ist und über 30 Jahre Berufserfahrung in diesem Bereich mitbringt, stellt dies für uns eine Bereicherung dar – insbesondere im Hinblick auf die Beratung unserer Kundinnen und Kunden. Gleichzeitig profitieren wir sehr davon, dass sie sich im Rahmen der INN3-Maßnahme im BFW Bad Pyrmont umfassende Grundkenntnisse im Umgang mit dem PC angeeignet hat – eine wichtige Grundlage für unsere Arbeit an der Kasse“, berichtet die Inhaberin des Friseurbedarfsladens Tanja Schieferdecker.

Von anfänglichen Zweifeln zu neuem Selbstvertrauen

Und doch war der Weg dorthin nicht immer einfach. Keine Computerkenntnisse, fast vier Jahrzehnte keine Bewerbung geschrieben – das führte anfangs zu Selbstzweifeln. Doch mit psychologischer Unterstützung, kreativen Werkstattangeboten vor Ort und ehrlichem Feedback wuchs ihr Selbstvertrauen. „Ich habe im Berufsförderungswerk gelernt, den Blick nach vorn zu richten – nicht zurück.“

Ihr Fazit heute: „Ohne das INN3-Team hätte ich es nicht geschafft. Ich kann es nur empfehlen – egal wie alt man ist oder in welcher Situation man steckt: Es gibt immer einen Weg zurück ins Leben.“

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